Mit seinem sehenswerten Treffer gegen Hoffenheim hat Julian Brandt nach Wochen voller Kritik ein Ausrufezeichen gesetzt. Für die Zeit nach dem Saisonende kündigte Sportdirektor Sebastian Kehl Gespräche über die Zukunft des 28-Jährigen an.. Gespräche nach Saisonende. So wie diese Saison lange nicht die von Borussia Dortmund insgesamt war, so war sie auch nicht die Saison von Julian Brandt im Speziellen. Der 28-Jährige war im Sommer mit großen Erwartungen gestartet und sollte seine neue Rückennummer 10 mit Glanz füllen. Doch unter dem im Januar entlassenen Trainer Nuri Sahin gelang es Brandt ebenso wenig wie später unter Interimscoach Mike Tullberg und zunächst auch Niko Kovac nicht, die in ihn gesetzten Ansprüche mit Leben zu füllen.. War in der Hinrunde noch Kapitän Emre Can der Sündenbock vieler Fans gewesen, die vor allem in den Sozialen Medien nicht mit Häme und Hetze geizten, fiel diese Rolle zuletzt mehr und mehr Brandt zu – ungeachtet der verbalen Rückendeckung, die ihm Kovac regelmäßig zuteilwerden ließ.. Ein technisch höchst anspruchsvoller Treffer. Dass dem sensiblen Ballkünstler die Situation im Klub und auch um ihn persönlich nahegeht, hat er bereits vor einigen Wochen öffentlich gemacht und anschließend geschwiegen. Beim 3:2-Auswärtssieg gegen Hoffenheim ließ er dafür mal wieder seine Füße sprechen – und sorgte mit seinem sehenswerten Treffer zur zwischenzeitlichen 2:1-Führung, wie er überhaupt der stärkste BVB-Akteur auf dem Rasen war an diesem Samstag in Sinsheim. „Julian ist ein Topspieler. Es gibt wenige bei uns im Kader, die ein Ding so verwandeln. Er hat eine brutale Schusstechnik“, lobte ihn anschließend Sportdirektor Sebastian Kehl – und übertrieb damit keineswegs.. Denn Brandts Tor in der 74. Minute war technisch höchst anspruchsvoll – und perfekt ausgeführt. Mit festem Blick verfolgte er zunächst die Hereingabe des ebenfalls starken Daniel Svensson, verzögerte dann geschickt seinen lang gezogenen Schritt, um in die perfekte Schussposition zu kommen. Als sich der Ball dann schließlich im Strafraum senkte, traf er ihn volley und so punktgenau, dass er vorbei an Keeper Oliver Baumann unhaltbar im Kasten einschlug.. Kovac: „Sie kennen meinen Glauben an ihn“. „Ich bin froh, dass Julian so zurückgekommen ist“, sagte Kehl anschließend, der in den vergangenen Wochen ebenfalls registriert hatte, „dass er viel auf die Mütze bekommen hat“. Selbst im Stadion waren Unmutsbekundungen der Anhänger zuletzt deutlich zu vernehmen – was sich wenig überraschend nicht als leistungsfördernd erwies.. Die Konsequenz folgte bei aller Rückendeckung durch Kovac in den beiden vorangegangenen Spielen: Beim wichtigen 3:2-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach saß Brandt am vergangenen Wochenende ebenso auf der Bank wie zuvor beim 3:1 gegen Barcelona. Dass er gegen Hoffenheim wieder startete, lag vor allem daran, dass Pascal Groß verletzt passen musste und Carney Chukwuemeka noch immer nicht genug Substanz aufweist für regelmäßige Startelf-Einsätze.. „Sie kennen meinen Glauben an ihn. Er ist ein toller Fußballer und ein toller Typ“, sagte nach dem Sieg in Sinsheim Kovac über Brandt und attestierte ebenfalls, „dass dieses Tor nicht viele in der Bundesliga schießen“. Doch der 53-Jährige hob nicht nur den Treffer hervor, sondern lobte das Gesamtpaket: „Das erste Tor von uns hat er mit einem Pass in die Tiefe auf Daniel vorbereitet, dann gab es noch den Pass auf Jamie Gittens, nachdem er alleine aufs Tor zugehen kann. Ich weiß, was er kann. Heute hat er all das bewiesen.“. Kehl: „Er ist zu 100 Prozent BVB, solche Leute brauchen wir“. Dass Brandt sein Können in dieser Saison zu selten unter Beweis stellen konnte, ist allerdings nicht wegzudiskutieren. Das belegen auch seine Scorerwerte: In bislang 42 Saisoneinsätzen traf er fünf Mal und bereitete elf Treffer vor. In der Vorsaison kam er in 47 Saisonspielen auf zehn Treffer und 16 Assists. Seit Wochen wird daher im Umfeld des Klubs darüber spekuliert, ob der Regisseur den BVB im Sommer nach dann sechs gemeinsamen Jahren verlassen könnte – obwohl sein Vertrag noch bis zum 30. Juni 2026 läuft. Gespräche über eine vorzeitige Vertragsverlängerung wurden zu Beginn des Jahres auf Eis gelegt, im Sommer soll es nach Saisonschluss die nächsten Gespräche über seine Zukunft geben.. „Wir sind viele Jahre mit ihm gegangen und er ist ein super wichtiger Spieler für uns“, sagte Kehl nach dem Sieg gegen Hoffenheim und kündigte an: „Wir sind froh, dass er so wichtig für uns ist. Das wird auch in den nächsten Wochen so sein. Nach der Saison werden wir uns dann – wie mit allen anderen Themen – mit seiner Situation beschäftigen.“ Er wisse, dass Brandt „zu 100 Prozent BVB“ sei, sagte Kehl, „und solche Leute brauchen wir“.