Pirmin Schweglers Wechsel zum VfL Wolfsburg ist beschlossene Sache. Der Posten als Leiter Profifußball war zu klein für die Ambitionen des früheren Eintracht-Kapitäns. Vor allem perspektivisch verliert der Klub einen wichtigen Mann. Ein Kommentar von kicker-Reporter Julian Franzke.
Kommentar zum bevorstehenden Wechsel nach Wolfsburg
Als Pirmin Schwegler zu Jahresbeginn als Leiter Profifußball zur Eintracht zurückkehrte, deutete alles auf eine langfristige Zusammenarbeit hin. Fünf Jahre trug er als Spieler den Adler auf der Brust, als Kapitän und Stratege im defensiven Mittelfeld war und ist der 38-Jährige hoch angesehen in Frankfurt. Die Verbundenheit zur Eintracht riss auch nach seinem Abschied 2014 nie ab.
Schwegler und die Eintracht als perfektes Match? Von dieser romantischen Vorstellung muss man sich ein knappes Jahr später verabschieden. Der bevorstehende Wechsel nach Wolfsburg kommt zwar unerwartet. Doch es kann nicht überraschen, dass der ehrgeizige frühere Schweizer Nationalspieler nach mehr strebt. Der Posten als Leiter Profifußball in Frankfurt ist zwar ganz nett, große Entscheidungskompetenzen sind mit ihm aber nicht verbunden.
Schwegler war nah dran an der Mannschaft, pflegte einen guten Draht zu den Spielern und baute eine Brücke zur sportlichen Leitung. „Ich agiere eher im Hintergrund, meist in Absprache mit Dino Toppmöller. Wir befinden uns auf einer Wellenlänge, haben ein ähnliches Gespür für den Menschen und Situationen. Das hat sich sehr schnell eingespielt. Nicht bei jedem Thema müssen wir uns gegenseitig abholen“, sagte er im Juli 2025.
Das Dilemma mit Schwegler und Hardung
Doch den Eintracht-Verantwortlichen hätte klar sein müssen, dass sie Gefahr laufen, Schwegler zu verlieren, sollte dieser woanders einen Job weiter oben auf der Karriereleiter angeboten bekommen. Das ist nun passiert. Damit wurde die Chance verpasst, Schwegler weiter aufzubauen. Es wird der Tag X kommen, an dem Sportvorstand Markus Krösche seinen Schreibtisch räumt. Vielleicht hätte Schwegler in diese Rolle hineinwachsen können – doch nicht in dieser untergeordneten Funktion.
Das Dilemma: Zur Saison 2023/24 wurde Timmo Hardung vom Leiter der Lizenzspielerabteilung zum Sportdirektor befördert. Es wäre einer Demontage gleichgekommen, Hardung zu degradieren und Schwegler zum Sportdirektor zu ernennen. Allerdings drängt sich der Gedanke auf: Hätten beide zur gleichen Zeit bei der Eintracht angeheuert, wäre die Rollenverteilung ziemlich sicher eine andere gewesen. Die besseren Verdienstmöglichkeiten in Wolfsburg spielen für Schwegler nach kicker-Recherchen jedenfalls keine entscheidende Rolle. Im Vordergrund steht die bessere berufliche Perspektive.
Wenn Schwegler nun in Wolfsburg aus dem Schatten ins Licht tritt, kann er zeigen, ob in ihm ein guter Manager steckt. Schwegler ist ein ruhiger, besonnener Zeitgenosse. Um sich im Haifischbecken Bundesliga zu beweisen, wird er auch die Ellbogen ausfahren müssen. Kurzfristig ist sein Abgang in Frankfurt verschmerzbar. Doch es käme nicht überraschend, würden ihm auf lange Sicht doch noch ein paar Tränen nachgeweint werden. Einen klugen, integren Fachmann wie Schwegler findet man nicht an jeder Straßenecke.
