Da ist er: Pirmin Schwegler wurde am Donnerstag als neuer Sportdirektor des VfL Wolfsburg vorgestellt. Der Schweizer startete positiv – und hat seinen neuen Boss schon ganz bewusst genervt.
Wolfsburgs neuer Sportdirektor
Endlich ist er da. Am 13. November hatte sich der VfL Wolfsburg von seinem Sportdirektor Sebastian Schindzielorz getrennt, fast einen Monat später ist mit Pirmin Schwegler der Nachfolger gefunden. Und obwohl die Verpflichtung von Hoffenheims Andreas Schicker nur am Veto des TSG-Stammvereins scheiterte, sagt VfL-Aufsichtsratsboss Sebastian Rudolph nun: „Wir haben das beste Gesamtpaket gefunden.“
Ob der Schweizer nun „die A-, B- oder Z-Lösung“ sei, wie es der neue Manager selbst ausdrückt, sei ihm „komplett wurscht.“ Als Beispiel nennt er Bayern-Trainer Vincent Kompany, der nach vielen gescheiterten Münchener Versuchen, einen neuen Trainer zu verpflichten, letztlich als vermeintliche Not-Lösung kam. „Jetzt“, betont Schwegler, „sind alle happy mit ihm.“
Ein exzellenter Ruf – als Mensch und Manager
Die Zufriedenheit, mit 38 Jahren in Wolfsburg diesen Karriereschritt machen zu können, ist Schwegler anzusehen. Der Ex-Profi tritt raus aus dem Schatten, in dem er in Frankfurt zwangsläufig hinter Sportvorstand Markus Krösche und Sportdirektor Timmo Hardung stand, jetzt kann er mit mehr Verantwortung beim VfL etwas gestalten.
„Eines Tag, wenn ich gehe, dann wäre es schön, wenn die Menschen auch noch positiv über mich reden.“ (Wolfsburgs neuer Sportdirektor Pirmin Schwegler)
In der Branche hat Schwegler als Mensch und Manager einen exzellenten Ruf. Der Neue beim VfL aber betont: „Eines Tag, wenn ich gehe – ich hoffe, das ist weit weg -, dann wäre es schön, wenn die Menschen auch noch positiv über mich reden.“
Erst einmal ist der neue Sportdirektor bis 2030 an den VfL gebunden, eine Laufzeit, die durchaus pikant ist. Denn: Der Kontrakt seines direkten Vorgesetzten, Geschäftsführer Peter Christiansen, endet bereits zu Jahresbeginn 2027. Eine in der Fußballwelt ungewöhnliche Konstellation. Aufsichtsrat Rudolph sieht darin aber kein Problem: „Es ging jetzt darum, einen Sportdirektor zu finden. Für mich ist eine Logik dahinter, dass wir mit unserem Sportdirektor etwas entwickeln wollen.“
Christiansens Zukunft bleibt offen
Und dennoch bleibt die Zukunft des Dänen Christiansen offen. Er muss nun beweisen, dass er bestens mit Schwegler harmoniert. Nachdem seine Trainerwahl Paul Simonis missglückte und er in der Personalie Schindzielorz, mit dem er erst verlängern wollte, um ihn kurze Zeit später zu entlassen, keine gute Figur machte.
Der Geschäftsführer betont zwar, dass er der Boss sei, und doch unterstreicht er mehrfach, dass dies beim VfL keine One-man-Show sei. „Diese Machtfrage ist in Deutschland ein bisschen merkwürdig. Ich lasse eine Menge Spielraum.“ Schwegler hört’s gerne und schiebt lachend ein: „Ich werde dich daran messen.“
Es wirkt harmonisch, wie die sportliche Führung miteinander umgeht, zwei Männer, die sich noch nicht einmal zwei Wochen kennen. Nach dem Spiel des VfL in Frankfurt (1:1) am 30. November hatten sich Schwegler und Christiansen erstmals unterhalten, stundenlang über Fußball geredet und so ausgelotet, ob das passen könnte miteinander. „Ich habe viele Fragen gestellt“, sagt der Schweizer, der schnell „Feuer und Flamme“ gewesen sei, „ich hoffe, es hat nicht genervt.“
Das tat es offenbar nicht. Und so gehen sie die Fortführung des von Christiansen ausgerufenen „Wolfsburger Weges“ gemeinsam an. In der Trainerfrage – aktuell spricht vieles für Interimscoach Daniel Bauer (Aufsichtsrat Rudolph: „Trainer ohne Datum“) – wollen sie sich Zeit lassen.
Schweglers Versprechen: „Ich werde keinen weggrätschen“
Zeit, die eigentlich kaum da ist. Schwegler muss sich nun rasch einen Überblick verschaffen. Über Coach, Kader und die Gegebenheiten. Konnte er auf dem Platz als kerniger Mittelfeldspieler ordentlich zulangen („Ich habe viele Gelbe Karten gesehen“), so verspricht er: „Ich werde keinen weggrätschen.“ Und doch wolle er klar und konsequent sein, ehrlich, er wolle aus Überzeugung handeln und kündigt an: „Ich werde Fehler machen.“
Weil davon in Wolfsburg in naher Vergangenheit zu viele gemacht wurden, sitzt Schwegler nun hier. An einem Ort, an dem er sich wohlfühlen werde, glaubt er, schließlich sei der im schweizerischen Ettiswil Geborene auch in einem kleinen Ort aufgewachsen. Entscheidend, sagt er, sei aber ohnehin das, was auf dem Platz passiert.
Die Mannschaft im Mittelpunkt, an die Kabine wird er eng heranrücken. Sitzt demnächst auch Ex-Kollege Niclas Füllkrug darin? Der Stürmer, mit dem Schwegler von 2017 bis 2019 bei Hannover 96 spielte, wird intern diskutiert. Der neue Sportdirektor schweigt zu dieser Personalie. „Ich kenne viele Menschen, aber es macht keinen Sinn, sich jetzt zu Gerüchten zu äußern.“ Wichtig ist erst einmal der Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker), wenn der VfL bei Borussia Mönchengladbach antritt. In Spiel eins mit dem neuen Sportdirektor.
