Schmidt und das Jetzt-erst-recht

Die in argen Abstiegsnöten steckenden Heidenheimer mussten mit dem Aus in der Conference League einen weiteren Nackenschlag hinnehmen. Die intensiven 120 Minuten vom Donnerstag erschweren damit die ohnehin herausfordernde Aufgabe in Leipzig am Sonntag für Trainer Frank Schmidt und seine Mannschaft zusätzlich.. Heidenheim muss das internationale Aus im Schnelldurchgang verdauen. Der Himmel gibt sich am Tag nach dem unglücklichen 1:3 gegen den dänischen Spitzenklub bedeckt oben am Schlossberg über der Voith-Arena. Irgendwie unpassend. Würde es nämlich nach der Gemütslage des 1. FC Heidenheim gehen, wären tief hängende dunkle schwarze Wolken angesagt. „Es ist eine sehr schwierige Situation“, gibt der Trainer unumwunden. Die körperliche Komponente ist das eine, das leichtere. Dass Frank Schmidt und sein Stab in den vergleichsweise wenigen Stunden der Vorbereitung auf die Partie bei RB jene Spieler ausmachen müssen, die das Spiel vom Donnerstag physisch gesehen am besten wegstecken konnten, liegt auf der Hand.. Das mit Physis mag sich auf dem Trainingsplatz erkennen lassen, doch wie sieht es mit der Psyche aus, die nach vier Niederlagen in der Liga bildlich gesehen ohnehin schon sehr schmalbrüstig daherkommt? Die erneute Enttäuschung mental und emotional so wegzustecken, um dem Spitzenklub mit der entsprechenden inneren Überzeugung entgegenzutreten, lautet nun die Königsaufgabe. „Wir müssen uns jetzt extrem straffen, um ein unangenehmer Gegner zu sein“, wirft Schmidt das Postulat der Stunde an die Wand in dem Wissen, dass sich dies leichter liest, als es sich auf dem Platz umsetzen lässt.. Zumal sich das Spiel am Donnerstag nahtlos in die Serie der Enttäuschungen der vergangenen Monate einreiht und wie deren Spiegelbild wirkt. Alles zu probieren, nah dran zu sein, um am Ende doch meist nichts in Händen zu halten, lautet schließlich das Drehbuch seit Anfang Oktober. Eine Frage der Qualität, der fehlende, sagen viele. Und ja, das ist natürlich etwas, wenn nicht gar sehr viel dran.. Siehe die Partie gegen Kopenhagen. Exakt wie beim 0:2 gegen Mainz begann der FCH gut, war das bessere Team, um urplötzlich zu passiv zu werden und völlig verdient in Rückstand zu geraten. Dann stellt Schmidt zur Pause um, verwirft das eher defensivere 3-4-2-1 zugunsten eines zweiten Stürmers, setzt auf ein 4-4-2, doch das Signal zum Aufbruch wird kurz darauf vom Paukenschlag eines aus dem Nichts entstehenden 0:2 übertönt. Dieses Mal übernahm Jonas Föhrenbach den Part des Auslösers mit seiner unnötigen Grätsche im Strafraum, generell ist das mit dem einfachen, einen Gegentreffer verursachenden Fehler ein fixer Bestandteil seit dem Spätsommer.. Oder man nehme das entscheidende 3:1 der Dänen, das „wir ihnen selbst aufgelegt haben, weil wir die Szene vorher nicht energisch gelöst haben“, muss Schmidt festhalten, was einem ebenfalls aufgrund der Vorwochen wohlvertraut vorkommt. Bei dem das Elfmeterschießen verhindernden dritten Tor klopft sich der Trainer übrigens wegen seines kurz zuvor getätigten Wechsels auch selbst an die Brust: „Ein Fehler. Wir hatten hinten alles im Griff. Ich hätte besser alles so belassen.“. Kurzum: Der FCH macht im Fehlerspiel Fußball einfach zuletzt immer ein, zwei Fehler mehr als der Gegner, was wiederum ein Ausdruck von Qualität darstellt. Das mag Fakt sein, und doch greift ein nicht gänzlich zu erklärender Phänomen, der von der C-Klasse bis zur Bundesliga Woche für Woche zu beobachten ist: Wenn du unten stehst, geht der Ball vorne an den Pfosten und rutscht hinten durch sechs Verteidigerbeine kurioserweise ins eigene Netz. Auf Heidenheim gemünzt – viele der jetzt knapp verlorenen Spiele hätte er in seiner vergangenen so spektakulären Premieren-Saison in Liga eins wohl gewonnen. „Erst hast du kein Glück, dann kommt auch noch Pech dazu“ lautet schließlich frei nach Stürmer „Kobra“ Uwe Wegmann einer der ungeschriebenen Fußball-Gesetze.. Mit dieser Brille auf den Augen lässt sich das besagte 1:3 auch ganz anders lesen. Das bittere 0:2 schüttelte die Schmidt-Elf beeindruckend aus ihren Trikots, drängte Kopenhagen an den äußersten Rand des Abgrunds namens Ausscheiden, musste dann aber ansehen, dass Leonardo Scienzas Schuss in der 90. Minute an den Pfosten klatscht, von dort dann an den Rücken von FC-Keeper Diant Ramaj – spätestens da hätte der Ball doch zum 2:2 im Netz zappeln können, machte er aber nicht, er sprang ins Toraus. Oder Gegentreffer Nummer drei. Nicht resolut genug verteidigt hin, Wechselfehler her, doch warum musste der eigentlich geklärte Ball auch Pingpong-like millimetergenau in den Laufweg des Gegners landen?. „Wir müssen uns steigern, sonst wird es nicht reichen“. Nein, das Momentum ist seit vielen Wochen oben auf dem Schlossberg nicht mehr gesichtet worden, obwohl sich die Mannschaft nie hat hängen lassen. Und genau Letzteres ist gerade jetzt noch mehr angesagt, besagtes Momentum schaut nicht von selbst mal eben wieder vorbei, es muss dazu „überredet“ werden – und zwar mit entschlossener Wucht. „Wir müssen jetzt noch mal eine Schippe drauflegen und uns steigern, sonst wird es nicht reichen“, benennt Schmidt klipp und klar die Situation, wie es seinem Naturell entspricht.. Und zu dem gehört es auch, sich nicht jammernd seinem Schicksal zu ergeben. Darin, dass viele den FCH bereits abgeschrieben haben, sieht Schmidt auch eine Chance für den Klub von der Ostalb, der sich auch mit Blick auf seinen über 17 Jahre bei ihm tätigen Trainer dem Motto „Gemeinsam unkaputtbar“ verschrieben hat. Die Jetzt-erst-recht-Haltung in seinem Kader so zu implementieren, dass sie alle mit voller Überzeugung leben, wird darüber entscheiden, ob der FCH im Sommer in sein drittes Jahr in der Eliteliga gehen darf.. Sosehr das Aus auch schmerzen mag, so hält es doch auch einen positiven Aspekt parat. Auf die wichtigen Duelle mit Hoffenheim und Kiel kann sich der FCH nun „normal“ vorbereiten, die Doppelbelastung gehört der Vergangenheit an und die volle Konzentration ab sofort der Bundesliga. Ob das zum Vorteil gereicht, wird sich zeigen. Und auch wenn der Auftritt am Sonntag in Leipzig noch „international belastet“ ist, während sich der Spitzenklub RB kurioserweise „ungestört“ auf den FCH vorbereiten kann, so wird er doch einen ersten Aufschluss für den Endspurt geben.

 

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