Bis zum Sonntag hat Yussuf Poulsen in Hamburg vor allem durch Verletzungen für Schlagzeilen gesorgt. Im Derby gegen Werder Bremen hat der HSV-Kapitän nun die erste Erfolgsgeschichte geschrieben. Sein Siegtor zum 3:2 war der passende Schlussakt eines dramatischen Nord-Duells voller Wendungen.
HSV demonstriert Comeback-Mentalität – wie der oft verletzte Kapitän und Derby-Held
Geht es nach Yussuf Poulsen, war schon der Prolog mitentscheidend für den späteren Ausgang dieses Dramas. Eineinhalb Stunden vor dem Spiel hatten tausende Hamburger Fans auf die Busankunft gewartet, um der Mannschaft einen passenden Empfang zu bereiten. Diese sorgte dann für Verblüffung, weil das gesamte Trainer- und Betreuerteam vorzeitig aus dem Bus ausstieg und die letzten Meter bis zum Stadion auf der Uwe-Seeler-Alle zu Fuß bewältigte. „Das“, verrät Poulsen, „war ganz besonders und passte zur ganzen Woche. Schon da hat sich über die Tage die Spannung aufgebaut.“
„Eines der heißesten Spiele, dass ich erlebt habe.“
Dass der Volkspark besondere Energie freisetzen kann, ist längst Programm beim Aufsteiger. Schon das Last-Minute-1:1 gegen Dortmund und das Last-Minute-2:1 gegen Stuttgart wurden zuletzt von den Protagonisten auf die tragende Rolle des Hamburger Publikums geschoben – gegen Werder fiel der 3:2-Siegtreffer wieder spät. Merlin Polzin sagt: „Es ist kein Zufall, sondern hat ganz viel mit Glauben und der Energie in unserem Stadion zu tun, dass wir es in der Schlussphase jetzt schon mehrfach erzwungen haben. Wir haben eine Winner-Qualität. Und wir haben eine Comeback-Mentalität.“
Besagte Comeback-Qualität hat insbesondere auch Poulsen, und der 31-Jährige ist mit seiner Vorgeschichte wie gemacht für die Heldenrolle in einem Derby, in dem der HSV zweimal hinfiel, aber immer wieder aufstand. Bereits drei Muskelverletzungen setzten den Ex-Leipziger seit dem Sommer außer Gefecht, erst am Samstagabend hatte endgültig festgestanden, dass es für den Kader reicht. Polzin sagt: „Ich habe schon oft betont, dass Yussi mit seiner Art in der Kabine viel dazu beigetragen hat, dass wir jetzt 15 Punkte auf dem Konto haben. Umso schöner ist es, dass er jetzt auch auf dem Platz helfen und uns den Sieg holen konnte.“
Ein besonderer Moment und ein wichtiges Signal
Der 86-fache dänische A-Nationalspieler kann schon jetzt auf eine bewegte Karriere zurückblicken – der Sonntagnachmittag aber, so verrät er, bekommt einen festen Platz. „Es war eines der heißesten und besonderen Spiele, die ich auf Bundesliga-Niveau erlebt habe.“ Zum einen, weil er die Paarung zwischen dem HSV und Werder als eine einstuft, „von der es in der Bundesliga nicht so viele gibt“, und zum anderen, weil ihm der letzte Akt vorbehalten war: „Mein erstes Tor für den HSV, im Derby, vor der Nord-Tribüne. Mehr geht einfach nicht. Du hoffst als Fußballer immer, dass du genau solche Momente erleben darfst.“
Poulsen erlebte den Moment nicht nur, er prägte diesen auch für den HSV sehr besonderen Moment. Am Samstag hatte die Keller-Konkurrenz aus Augsburg, Wolfsburg und Heidenheim mit überraschenden Siegen vorgelegt, und auch Stadt-Nachbar St. Pauli hatte seine Niederlagenserie beendet und seinen Rückstand zumindest um einen Punkt verkürzt. Der Aufsteiger hat nicht nur dem Druck standgehalten, er hat auch im Derby ein ganz wichtiges Signal gesendet. „Wir können mit unserer Mannschaft eine unglaubliche Intensität gehen“, sagt Poulsen. Und der Kapitän selbst hat erstmals gezeigt, dass er dieser Mannschaft nicht nur in der Kabine etwas geben kann.
