Gegen Union Berlin verlor der 1. FC Köln zum Jahresabschluss mit 0:1 – und kam dabei erstaunlich lange ohne Angreifer Said El Mala aus. Ein riskanter Schachzug von Trainer Lukas Kwasniok, der so manche Frage aufwirft.
Umgang wirft Fragen auf
Vor dem 1:1 Mitte Dezember gegen den FC St. Pauli sprach Lukas Kwasniok einen Satz aus, der vordergründig witzig und hintergründig wohl auch etwas ernst gemeint war. „Wenn ich Said auf der Bank lassen würde, würdet ihr mich lynchen“, sagte der Trainer des 1. FC Köln lächelnd, stellte sein Top-Talent anschließend in die Startelf und wurde mit einem Führungstreffer belohnt.
Schon in der Vorwoche hatte El Mala von Beginn an gespielt und mit seinem späten Solo gegen Werder Bremen (1:1) einen Punkt gesichert. Anschließend gab es Sonderlob, weil sich der von der 3. Liga in die Bundesliga gewechselte Dribbler offensichtlich die Kraft für 90 Minuten im deutschen Oberhaus antrainiert hatte. El Mala, das war der Tenor, sei jetzt reif für regelmäßige Startelfeinsätze.
Kwasnioks Plan geht nicht auf
Auch in Leverkusen (0:2) vertraute Kwasniok seinem besten Offensivspieler (sechs Tore, drei Vorlagen, kicker-Durchschnittsnote 2,71). Da blieb El Mala chancen- und torlos – allerdings wie alle anderen Kölner auch. Nichts Besonderes im Duell des Aufsteigers mit dem in der Liga drittplatzierten Champions-League-Teilnehmer möchte man meinen, doch gegen Union Berlin fand sich der 19-Jährige plötzlich auf der Bank wieder.
„Wir hatten unsere beste Phase, als wir uns darauf fokussiert haben, so zu beginnen, dass wir abarbeiten. Wir wollen Spieler aufs Feld bekommen, die in erster Linie in der Lage sind, die auf gut Deutsch Drecksarbeit zu verrichten. Hinten raus haben wir dann mit ein paar Künstlern mehr Spiele für uns entschieden. Das war der Gedankengang“, erklärte Kwasniok seine Entscheidung gegen El Mala und für Jakub Kaminski in der Startelf.
Später kam El Mala noch nie
Der polnische Nationalspieler ist mit fünf Toren und einer Vorlage (kicker-Notenschnitt 3,27) auch nicht gerade ungefährlich und ebenso wie El Mala links außen im Angriff am besten aufgehoben. Zwei Top-Spieler für eine Position. Ein Problem, das Kwasniok einige Male mit der Versetzung von Kaminski auf die Schienenspielerposition hinter El Mala löste, manchmal mit Kaminskis Versetzung nach rechts und zweimal auch schon mit dem Plan, El Mala durch die Mitte und Kaminski über links kommen zu lassen.
Gegen die Berliner aber verzichtete Kwasniok zunächst auf seinen gefährlichsten Offensivspieler und brachte ihn erst in der 68. Minute aufs Feld – später wurde El Mala in dieser Saison noch nicht eingewechselt. „Leider war es so, dass wir Said hinten raus nicht mehr so gut gefunden haben“, schilderte Kwasniok den Einsatz. Was allerdings auch daran lag, dass aus dem Mittelfeldzentrum so gut wie keine Impulse mehr in Richtung des Shootingstars kamen.
Eine riskante Maßnahme befeuert die Debatte
Dem späten Führungstreffer von Union hatten die Kölner so nichts mehr entgegenzusetzen – auch weil El Mala ausgerechnet im finalen Spiel 2025, in dem es nach zuvor fünf Partien ohne Sieg um einen versöhnlichen Jahresabschluss gehen sollte, lange außen vor blieb.
Eine riskante Maßnahme Kwasnioks, die nicht aufging und die ohnehin schon aufgeheizte Debatte um den 19-Jährigen auch nicht gerade abkühlt. Denn längst interessieren sich Klubs in ganz Europa für den zuletzt sogar von Bundestrainer Julian Nagelsmann Berufenen. Auch wenn ein Winterwechsel unwahrscheinlich bis ausgeschlossen ist und wohl ein Ablösepaket im Nick-Woltemade-Bereich benötigen würde (60 Millionen Euro oder mehr), befeuert jede Bank-Minute mögliche Wechsel-Thematiken.
Spielzeit ist hier das schlagkräftigste Argument, um El Mala von einem Verbleib über den Sommer hinaus in Köln zu überzeugen. Und angesichts der beeindruckenden Zahlen, wie etwa der Scorerpunkte und der Quote von 114 Minuten pro Tor (viertbester Wert unter den Bundesliga-Stammspielern), sicherlich auch ganz im Eigeninteresse von Kwasniok und dem 1. FC Köln.
