Beim rheinischen Duell zwischen Bayer 04 Leverkusen und dem 1. FC Köln mussten die Gäste ohne die Unterstützung ihrer aktiven Fanszene auskommen. Rund 500 bis 600 Personen reisten aus Protest gegen Polizeikontrollen wieder ab. Leverkusens Anhänger zeigten sich solidarisch.
500 bis 600 Fans wieder abgereist
Der Gästeblock der BayArena blieb beim Nachbarschaftsduell zwischen Bayer 04 Leverkusen und dem 1. FC Köln am Samstagabend halbleer. Wie die Fanhilfe der Kölner gut eine Stunde vor Anpfiff des Spiels mitteilte, hat sich die aktive Fanszene des Effzeh dazu entschieden, das Stadion geschlossen zu verlassen und dem Spiel nicht beizuwohnen.
Ein Vereinssprecher bestätigte später, dass es sich dabei um schätzungsweise 500 bis 600 Personen handele, die wieder abreisten. Als Grund dafür wurden die „sehr intensiven“ Kontrollen angegeben, die „aus Sicht der Fans nicht angemessen waren“. Die Fanhilfe Köln begründet die Abreise der Fanszene damit, dass Nacktkontrollen stattgefunden haben. Der Verein selbst erklärte, man befinde sich sowohl mit den Behörden als auch mit Bayer 04 in Kontakt, um Aufklärung zu betreiben.
Leverkusens CEO Fernando Carro sagte vor Anpfiff bei Sky, dass die fraglichen Kontrollen nach seinem Kenntnisstand von der Polizei und nicht vom Verein durchgeführt worden seien. Dies deckt sich mit kicker-Informationen.
Im Verlauf der ersten Halbzeit teilte Bayer 04 dann mit, „dass die Einlasskontrolle im Gästebereich zum heutigen Spiel gegen den 1. FC Köln ruhig und ohne Zwischenfälle verlief.“ Die Kölner Fans seien aufgrund von „unabhängig vom Spiel stattgefundenen, polizeilichen Maßnahmen“ wieder abgereist. „Über Art und Umfang der Maßnahmen haben wir keine Kenntnis, da Bayer 04 hier nicht involviert war.“
Polizei bestreitet Nacktkontrolle
Nach kicker-Informationen war es in der Einlass-Situation zu einer polizeilichen Kontrolle der Kölner Fans gekommen, in deren Verlauf ein Mitglied der aktiven Fanszene auf die Wache gebracht und kontrolliert wurde. Dort musste der Fan sich teilweise entblößen, was die aktive Fanszene dazu brachte, den Besuch des Spiels zu boykottieren.
Die Polizei bestreitet allerdings, dass es sich um eine Nacktkontrolle gehandelt hat. Auf DPA-Anfrage teilte ein Sprecher mit, es seien zwei Personen am Einlass zum Stadion intensiv kontrolliert worden, wobei bei einer Person „passive Waffen“ gefunden wurden. Der Fan habe sich allerdings nicht komplett ausziehen müssen.
Trotz der Rivalität zwischen den beiden Fanszenen zeigten auch die Leverkusener Ultras Solidarität mit den Kölner Anhängern. Nach Anpfiff rollten die Fans der Heimmannschaft zunächst ihre Fahnen und Transparente ein und verließen schließlich ebenfalls das Stadion. Der Vorsänger hatte durchgegeben, es seien keine fairen Bedingungen. Die Aktion überraschte auch Leverkusens Geschäftsführer Simon Rolfes. „Ich hätte nicht gedacht, dass unsere Fans sich mit den Kölnern solidarisieren“, staunte der Ex-Profi. Er fand es „bedauerlich, dass die beiden Fangruppen nicht da waren“.
Denn das Resultat aus den Fan-Abwesenheiten: Das ansonsten so aufgeheizte Duell der beiden rheinischen Nachbarn, das in der Vergangenheit immer wieder Anlass für Auseinandersetzungen zwischen beiden Fanszenen war, kam diesmal deutlich leiser daher. Kölns Keeper Marvin Schwäbe fand es „sehr schade, dass der Fußball darunter leiden muss“, denn die aktive Fanszene „hätte uns nochmal gepusht“. In erster Linie „tut es uns natürlich auch leid für die Leute“.
