Amine Adli genießt die Wertschätzung seines Trainers. Gleiches gilt umgekehrt für Xabi Alonso, dessen taktischen Anforderungen für seine Profis sehr anspruchsvoll sind, wie Leverkusens Angreifer einräumt.. Franzose nach langer Pause direkt gefragt. Die taktischen Schachzüge von Xabi Alonso in den großen Spielen stellen viele seine Kollegen vor Schwierigkeiten. In Kombination mit der Klasse des Leverkusener Kaders ergeben sie ein für viele Mannschaften schwer zu lösendes Rätsel. Wobei die Vorgaben des Spaniers selbst für seine eigenen Spieler offenbar doch in ihrer Komplexität eine Herausforderung darstellen.. Dies erklärte zumindest Angreifer Amine Adli, als er in einer Medienrunde zu den besonderen taktischen Ansätze von Xabi Alonso wie zuletzt beim Gipfeltreffen mit Bayern München befragt wurde. Spielt Leverkusen gegen absolute Top-Gegner und setzt dabei auf ein sehr hohes Pressing und eine schnelles und variables Umschaltspiel, ist nämlich der lauf- und sprintstarke Adli oft gefragt oder sein Kollege Nathan Tella, der ebenfalls als starker Pressing-Spieler ähnliche Fähigkeiten mitbringt.. Seine Einwechslung gegen Bayern überraschte Adli selbst. In solchen Partien verzichtet Xabi Alonso dann auf einen echten Mittelstürmer wie Patrik Schick oder Victor Boniface und bringt dafür Tella und/oder Adli im Sturm. Wie am Samstag, als Tella begann und Adli nach mehrmonatiger Verletzungspause für diesen bei seinem Comeback als Joker kam.. „Der Trainer hat immer eine spezielle Taktik in bestimmten Spielen. Dreieinhalb Monate nicht zu spielen und dann in so einem Spiel eingewechselt zu werden gegen Bayern, das besagt viel. Ich war etwas überrascht, dass es in einem solchen Spiel geschehen ist“, erklärte der Linksfüßer zu seiner persönlichen Situation nach einem Wadenbeinbruch.. „Xabi hat manchmal Ideen, die wir nicht erklären können.“ (Amine Adli). Während Xabi Alonso zuletzt die Bedeutung Adlis als Spieler und Persönlichkeit betonte, spricht der marokkanische Nationalspieler mit größter Hochachtung über die Fähigkeiten seines Trainers. „Er hat manchmal Ideen, die wir nicht erklären können“, sagt Adli, der gegen die Bayern fast als Joker den Siegtreffer erzielt hätte, „wenn ich nach Grimaldos Flanke getroffen hätte, hätten alle gesagt, es wäre eine magische Entscheidung gewesen. Wir wissen, wie der Trainer denkt. Manchmal braucht er ein paar spezielle Spieler, um seine Taktik umzusetzen.“ So wie eben die Lauf- und Pressingmonster Tella und Adli gegen die Bayern.. Auch wenn Adli ein aufgeweckter Zeitgenosse ist, bringt die Komplexität von Xabi Alonsos Matchplänen ihn und die anderen Bayer-Profis schon mal an ihre Grenzen. „Wenn er auf diese Qualitäten setzt, die andere vielleicht nicht so haben, kann man in solchen Spielen sehen, dass wir sehr hoch pressen, dass wir sehr viel laufen. Deshalb hat der Trainer Nathan aufgestellt“, erklärt Adli diesen Zusammenhang, muss aber bei anderen passen: „Da müssen Sie den Trainer fragen“, sagt er, „er bestimmt die Taktik. Manchmal verstehen sogar wir sie nicht wirklich, aber es funktioniert immer. Wir können uns also nicht beschweren.“. „Da waren Gedanken wie: Vielleicht kann ich nie mehr spielen.“ (Amine Adli). Dass sich Adli dreieinhalb Monate nach seinem Wadenbeinbruch wieder mit diesen „Problemen“ beschäftigen muss, freut diesen grundsätzlich. Hatte er doch gerade zu Beginn seiner Verletzungspause keine einfache Phase. „Am Anfang war ich sehr traurig. Da waren Gedanken wie: Vielleicht kann ich nie mehr spielen“, gibt der Profi zu, den schon beim Zuschauen unschöne Gefühle beschlichen.. „Wenn du hörst, wie der Knochen bricht“, sagt Adli und unterstreicht damit den Schockmoment des Unfalls beim Champion-League-Spiel bei Stade Brest, „ich erinnere mich an die ersten drei, vier Wochen danach: Wenn ich da ein Spiel gesehen habe, hatte ich bei jedem Tackling ein bisschen Angst und habe gedacht: Wie können die sich da nicht verletzen?“. Mukieles Tritt gegen den Knöchel war Adlis Schlüsselerlebnis. Zudem ging Adli nach seinem Wadenbeinbruch, nach dem er operiert werden musste und eine Metallplatte im Bein trägt, nicht angstfrei zurück auf den Platz. „Ich versuche, nicht daran zu denken, dass ich mich wieder verletzten könnte. Das ist das Wichtigste. Als ich begonnen habe, allein mit dem Ball zu trainieren, habe ich den Fuß manchmal gespürt und habe gedacht, vielleicht kann ich dieses und jenes nicht machen“, berichtet Adli „aber jetzt fühle ich mich frei und habe keine Angst mehr.“. Wobei ein Schlüsselerlebnis mit Nordi Mukiele, Bayers vielleicht härtestem Zweikämpfer, in der Trainingswoche vor dem Bayern-Spiel half, nachdem es zuvor aufgrund der englischen Wochen kaum Einheiten mit intensiven Duellen gab. „Da hatte ich einen Zweikampf mit Nordi und er hat mir gegen den Knöchel getreten“, erzählt Adli, „danach wusste ich: Du kannst alles machen, alles ist gut. So einen Moment brauchst du und Nordi ist dafür ein guter Test.“