Das Nordderby hat in Bremen Themen wie Willen, Zweikampfbereitschaft und Ansprache in den Fokus gerückt: Wie Trainer Horst Steffen die Stimmung aktuell wahrnimmt.
Ohne Boniface: Werder braucht Trendwende
Die Nacht nach dem Nordderby am Sonntag war „nicht so toll“ – und damit so, wie es Horst Steffen noch am frühen Abend im Hamburger Volksparkstadion erklärtermaßen bereits befürchtet hatte. Die 2:3-Niederlage beim HSV hatte ja aber nicht nur beim Werder-Cheftrainer die Wirkung erzielt, „dass das aufs Gemüt schlägt“, wie er am Freitagnachmittag noch einmal ausführte.
Insbesondere aufgrund der sich schlicht nicht als ausreichend entpuppenden Bremer Herangehensweise in einer solch emotionalisierten Partie schlug dieser Auftritt mächtig auf die Stimmung am Osterdeich. Auch bei der Mannschaft habe sich „Wut und Enttäuschung“ ihren Weg gebahnt, berichtete der Coach, der zugleich die Berichte, „dass es eine Unzufriedenheit gibt“, durchaus vernommen habe.
Steffen: „Ich mache das unabhängig von außen“
Und doch machte Steffen deutlich, dass er sich nicht großartig davon leiten lasse: „Für mich ist es so, dass ich immer wieder versuche, für meine Stimmung selbst verantwortlich zu sein und das unabhängig von außen mache“, so der 56-Jährige.
Die Nordderby-Nachwehen habe er zunächst für sich verarbeitet – und empfindet eine Reaktion im kommenden Heimspiel am Sonntagabend gegen den VfB Stuttgart (19.30 Uhr, LIVE! bei kicker) nun als den entsprechenden Antrieb, denn: „Die Stimmung der anderen können wir beeinflussen – indem wir ein gutes Spiel machen.“
Dafür wird unter anderem eine verbesserte Zweikampfbilanz notwendig sein, in Hamburg war diese mit 37 zu 63 Prozent klar zuungunsten der Bremer ausgefallen. „In den direkten Duellen geht es darum, sich wirklich zu behaupten und auch durchzusetzen in beide Richtungen“, forderte Steffen, insbesondere hinsichtlich der Abstände zu den Gegenspielern: „Das ist auch ein Thema gewesen, was ich gesehen habe.“
Die Gelegenheiten, „scharf zu sein“
Bedarf es dafür auch einer anderen Ansprache durch den Chefcoach – eine strengere? „Ich glaube, man hat mich hier ja schon erlebt, dass ich zwischendurch auch mal scharf sein kann, wenn ich das Gefühl habe, es ist angebracht“, entgegnete Steffen daraufhin und verriet gleichsam, dass er bereits nach der hergeschenkten Führung beim vorherigen 1:1 gegen Köln „eine schärfere Ansage“ gemacht hatte.
Grundsätzlich betonte der Werder-Trainer in Sachen Kommunikation mit der Mannschaft: „Wenn es Gelegenheiten gibt, dass ich scharf sein kann, dann nehme ich sie, aber nicht zwingend, um jetzt darzustellen: Ich bin heißer, schärfer oder sonst wie.“ All das sei Steffen „jederzeit“ – müsse jedoch „nicht ständig in einem Wutausbruch münden“.
Werder braucht die Trendwende
Nach nur einem Punkt aus den vergangenen drei Spielen hat indes auch Steffen erkannt, „dass wir eine Trendwende schaffen müssen“: mit genauerer Arbeit auf dem Platz und weniger Fehlern, betonte der Coach. Beim „Blick nach unten“ in der Tabelle mache er sich aktuell zumindest noch keine Sorgen – doch genauso wenig allerdings prüfe er gewisse Aussichten „nach oben“ und beschließe daraufhin: „Dieses Ziel will ich bis zur Winterpause erreichen.“ Erst einmal geht es überhaupt wieder um einen Sieg.
Am Sonntag jedenfalls wird Steffen dafür auf Angreifer Victor Boniface verzichten müssen, der mit einer im Training erlittenen Knieprellung ausfallen wird. „Die Linderung ist nicht so eingetreten wie erhofft“, erklärte Steffen.
